Führung optimieren in der Kommunikationsbranche

Erschienen am 9. September 2010 auf http://www.horizontjob.de, dem Karriereportal für Marketing, Werbung und Medien:

http://bit.ly/cAu3Ei

Die besondere Normalität

Immer wieder erfreulich finde ich Berichte über die intelligente Nutzung von individuellen Stärken, wie den im neuen Wirtschaftsmagazin enorm (www.enorm-magazin.de) über das Stadthaushotel in Hamburg. Dort arbeiten Behinderte (in der Mehrzahl) und Nicht-Behinderte erfolgreich zusammen. „Die Arbeit, sagt Kai Wiese (Vorsitzender des Trägervereins), ist für Behinderte gut geschaffen, weil es ein festes, wiederkehrendes Repertoire an Aufgaben gibt. Und außerdem sei bei vielen Behinderten die Sozialkompetenz besonders hoch, was sich im Gastgewerbe gut mache.“ Ein schönes Beispiel dafür, wie sehr es sich lohnt, Mitarbeiter allein nach „Bereitschaft und Fähigkeit“ auszuwählen. Und für viele wahrscheinlich überraschend, denn wer hätte schon von sich aus vermutet, dass z.B. Menschen mit Down-Syndrom erfolgreich im Beherbergungsgewerbe arbeiten können und dafür sogar noch Stärken mitbringen, die besonders gut geeignet sind? Sicher ist das ein extremes Beispiel, doch die Grundidee sollte auch in „normalen“ Unternehmen viel häufiger Beachtung finden, nämlich Menschen in größerem Maß nach ihren Stärken auszuwählen und einzusetzen. So entstehen individuelle Höchstleistungen.

Neu in der Karriere-Welt: Motivation wecken und Leistung fördern

http://www.welt.de/wirtschaft/karriere/article8206993/Motivation-wecken-und-Leistung-foerdern.html

„Ich coache nur in Deutschland!“

„Wir stellen nur in Deutschland her und sichern deutsche Arbeitsplätze,“ – von T-Shirt und Tennisbekleidungsherstellern ist diese Argumentation ja schon länger bekannt. Neuerdings wird nun auch – zur besten Sendezeit kurz vor der Tagesschau – Motorenöl feilgeboten, exklusiv hergestellt im eigenen Land. Und zwar ohne staatliche Zuschüsse und Rettungsschirme, so der Firmeninhaber. Der Stolz, aus eigener Kraft etwas für das hiesige Gemeinwesen zu tun, ist in beiden Fällen verständlich. Ebenso die offensichtlich empfundene Ungerechtigkeit, die einer kleinen Minderheit Milliarden verschafft und der großen Mehrzahl nichts.

Dennoch muss zunächst einmal die Frage erlaubt sein: Woher kommen die Baumwolle und das Rohöl für T-Shirts und Motorenöle – auch aus deutschen Landen? Deutlich unangenehmer ist allerdings die zweite Frage: Wohin führt diese Art der nationalen Lobpreisung? Arbeiten demnächst auch nur deutsche Arbeitnehmer in den Betrieben der Werbetreibenden? In einer Zeit, in der viele Unternehmen aus guten Gründen für mehr Vielfalt (Diversity) in ihrer Belegschaft sorgen, lässt mich die beschriebene Argumentation frösteln. Solch eine – inhaltlich vielleicht nicht unbedingt falsche – Botschaft ist besser für die etwas leisere PR oder das Kundengespräch geeignet. Sie zur Prime-Time national verbrämt auf die Agenda zu setzen, erscheint mir zumindest historisch verantwortungslos.

Menschen statt MBAs

Tanja Kewes appelliert im Handelsblatt (14.05.2010) an die Personalberater: Suchen Sie Menschen und keine MBAs. Statt Nullachtfünfzehnkandidaten (männlich, 25 bis 40 Jahre, Eliteuni) will sie unter der Überschrift Diversity die „Reserveheere“ mobilisieren, also Frauen, Ausländer, Abbrecher, … Dem kann ich nur zustimmen. Gerade letzte Woche wurde einem meiner Klienten mit der Begründung, er verfüge über kein Studium, von einem Personalberater die Tür gewiesen. Wohlgemerkt mit Mitte 40 und einem mehr als erfolgreich zu nennenden Trackrecord als Führungskraft. Die eigentlich wichtige Frage wurde allerdings nicht gestellt. Und die würde die überflüssigen Diskussionen über soziodemografische Merkmale ad absurdum führen: Welche passenden Stärken bringt eine Person für eine Aufgabe mit? Mehr gilt es nicht zu fragen. Dann bliebe uns die leidige Quotendiskussion über Frauen im Management erspart und es wäre egal, ob ein Kandidat aus der Türkei, Thailand oder gar Thüringen kommt, solange er oder sie die geforderten Kompetenzen mitbringt. Aber ein Verzicht auf das Label-Recruiting zieht genaues Hinschauen nach sich, und das macht Arbeit. Arbeit, die sich allerdings lohnen kann, wie das Beispiel von http://www.specialisterne.com zeigt. Hier hat es ein dänischer Unternehmer verstanden, die speziellen Fähigkeiten von Menschen mit Asperger Syndrom (eine Form von Autismus) beruflich einzusetzen – ein spannendes Lehrstück in Sachen Stärken.